Gott, gib mir die Kraft, Dinge zu akzeptieren
Wer kennt ihn nicht, diesen Wunsch, der uns manchmal wie ein Stoßgebet über die Lippen kommt: „Gott, gib mir die Kraft, Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann.“ In Momenten der Frustration, der Trauer oder des schieren Unglaubens über die Ereignisse, die uns das Leben manchmal beschert, suchen wir nach Halt, nach Trost, nach einem Weg, mit dem Schmerz und der Ungewissheit umzugehen. Dieser uralte Wunsch, der sich durch Religionen und Philosophien zieht, birgt in seiner Schlichtheit eine tiefe Wahrheit und zugleich eine enorme Herausforderung.
Denn zu akzeptieren, was wir nicht ändern können, ist leichter gesagt als getan. Unser natürlicher Instinkt ist es, Probleme zu lösen, Kontrolle auszuüben, unser Leben nach unseren Vorstellungen zu gestalten. Doch was passiert, wenn diese Kontrolle uns entgleitet, wenn das Leben uns unvorhergesehene Steine in den Weg legt und wir vor Situationen gestellt werden, die uns aus der Bahn werfen? Dann, so lehrt uns die Weisheit dieses Gebets, liegt der Schlüssel zum Frieden nicht im verzweifelten Kampf gegen das Unvermeidliche, sondern in der Annahme dessen, was ist.
Die Ursprünge dieser oft zitierten Zeilen lassen sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen, wo der Philosoph Friedrich Christoph Oetinger in seinen Schriften eine ähnliche Formulierung verwendete. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich dieser Gedanke in verschiedenen Variationen etabliert, wurde Teil des berühmten Gelassenheitsgebetes der Anonymen Alkoholiker und fand schließlich Eingang in unseren alltäglichen Sprachgebrauch. Doch ungeachtet seiner religiösen Konnotationen, spricht dieser Wunsch eine universelle Wahrheit an: Wahres Glück und innere Ruhe finden wir nicht in der Illusion der absoluten Kontrolle, sondern in der Fähigkeit, loszulassen und uns dem Fluss des Lebens hinzugeben.
Doch wie genau gelingt es uns, diese Akzeptanz im Alltag zu leben? Wie finden wir die Kraft, loszulassen, wenn alles in uns nach Widerstand schreit? Ein erster Schritt liegt in der Erkenntnis, dass wir nicht alles kontrollieren können. Manchmal geschehen Dinge im Leben, die uns ungerecht erscheinen, die uns Schmerz und Leid zufügen, die wir uns nicht erklären können. In diesen Momenten ist es wichtig, sich selbst und seinen Gefühlen Raum zu geben, zu trauern, zu wüten, zu verzweifeln – aber gleichzeitig zu versuchen, nicht in diesen Emotionen zu versinken.
Stattdessen können wir versuchen, unsere Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was wir beeinflussen können: unsere Gedanken, unsere Gefühle und unsere Reaktionen auf die Herausforderungen des Lebens. Indem wir lernen, unsere Gedanken und Emotionen bewusster wahrzunehmen, können wir auch lernen, sie zu steuern und uns nicht von ihnen kontrollieren zu lassen. Meditation, Achtsamkeitsübungen oder auch einfach nur bewusste Momente der Ruhe im Alltag können uns helfen, diese innere Stärke und Gelassenheit zu entwickeln.
Akzeptanz bedeutet nicht, dass wir uns mit Ungerechtigkeit oder Leid abfinden müssen. Es bedeutet vielmehr, die Realität der Situation anzuerkennen und unsere Energie darauf zu konzentrieren, das Beste daraus zu machen. Es bedeutet, die Vergangenheit ruhen zu lassen, die Zukunft loszulassen und stattdessen im gegenwärtigen Moment zu leben, mit all seinen Herausforderungen und Möglichkeiten.
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